Lumpi irgendwo in Lateinamerika

ja

Montag, 30. Januar 2012

Camana

Camana – um Einiges besser als Mollendo, wo ich vor 2 Wochen war.
Tolle Bars, schöner Strand und junge Leute in guter Stimmung. Was mich hier aber am meisten fasziniert hat, sind die Kapitalräusche, die ich hier gesehen habe. Unglaublich!
Fast schon bewusstlos, aber immer noch tapfer aufrecht stehende Männer, die letzte Annäherungsversuche an übrig gebliebene Weibchen wagen, aber es dann doch an der mangelnden Artikulationsfähigkeit scheitert. Außerdem bringen sie den Blick nicht mehr auf Augenhöhe, sondern pendeln zwischen Nabel und Dekolleté, was Attraktivität und somit auch Erfolgsquote dann doch erheblich schmälert.


Was hier getrunken wird, das bringe ich körperlich gar nicht zustande, da ich vorher bewusstlos oder tot wäre.
Folgendes Bild: Ich wohne in einem Hotel, Ruhe, Warmwasser und eine Klobrille gibt es nicht. Das Bano privado ist durch eine 1,60m Mauer vom Zimmer getrennt.
Ich stehe - nach einer weiteren, wilden durchtanzten Salsanacht in einer Freiluftdisko an der Strandpromenade - zu Mittag auf und betrete die sandige, heiße Straße. Ich konnte nicht fassen, was ich da an Alkoleichen gesehen hab. In dem kleinen Geschäft gegenüber sind zwei mitten im Saufen zusammengesackt und bewegungslos dagesessen. Herrliche Photomotive! Eine Auswahl präsentiere ich euch hier:

Einer hat sich angepinkelt und sogar, als die Chefin ihnen Wasser über den Kopf geschüttet hat, sind sie nicht aufgewacht. Ich habe mir die halbe Stunde Show genüsslich gegeben, bis sie endlich wieder bei Bewusstsein und im Fortbewegungsmodus waren. Das Ärgste war, als sie wieder auf den Beinen waren, sind sie direkt zu ihrem Auto getorkelt, um heimzufahren, hatten aber zum Glück den Schlüssel verloren. Das hatte eine zweiminütige Denkphase zur Folge, die mit einem Schlaferl im Schatten einer Mülltonne endete. 20 Meter weiter sitzt der Nächste in der prallen Sonne, voll mit Sand, auf dem Kopf eine Unterhose und schläft sitzend seinen Rausch aus. Köstlich! Toll, was der menschliche Körper so aushält…

Gerade den Sonnenuntergang am Pazifik mit einem Cusquena (Bier) genossen und reif für die Hapfn. Auch am Strand wird Musik gespielt und getanzt. Herrliche Camarones (Shrimps) zu Mittag gegessen und die Freiheit genossen.

Pausenhof
Im  Gefängnis haben sie mich letztens die Kamera mit reinnehmen lassen. Ich poste sie Euch einfach.


meine Beschuetzerin


Und, was ich hier noch gefunden habe, ist das Heilmittel gegen…na eh alles. Wer kein Spanisch kann, hier die Übersetzung:
Froschextrakt, hilft gegen Krebs, Lungenprobleme, TBC, Osteoporose, Unfruchtbarkeit, Müdigkeit und bitte - das ist das beste - gegen viele Krankheiten! Wem ich was davon mitnehmen soll, melden Sie sich Ihnen!

 


Freitag, 27. Januar 2012

Schweindl gegen Drogen.. & cuy huihui


beim Vokabel lernen...
Aber zuerst: Wie hat das cuy - Meerschweinchen geschmeckt?

Du bestellst und es dauert eine Stunde, da es erst getötet, enthaart, usw werden muss. Schon einmal ein guter Anfang... Dann kommt da ein flaches, gegrilltes Etwas, das ein bissl ausschaut, wie ein geschrumpfter Eisbärenteppich mit Rattenkopf.
Ich bin nicht allzu zimperlich, aber das war grenzwertig. Erstens ist kaum Fleisch drauf, zweitens schmeckts unspektakulär. Dem nicht genug, ist es eine Freude für die Peruaner, den Schädel zu öffenen und einen kleinen Knochen zu suchen, den sie dann ins Bier schmeißen. Das soll Glück bringen. Immer noch hungrig und etwas verstört habe ich auch diese Erfahrung hinter mich gebracht und nachher ein Risotto gegessen.
Cuy - ohne Worte

Morgenfahrt im Bus
Die Arbeitswoche ist zu Ende... Das gute an meinem Job ist, ich lerne viele Tricks kennen, mit denen man hier ausgenommen und/oder vergiftet  wird.
Trick 12: Deine Tasche steht am Boden. Es kommt im vollen Bus eine Frau und stellt ihre Tasche auf deine. Die hat aber keinen Boden, und wenn sie etwas in ihrer sucht, öffnet sie in Wirklichkeit deine und bestiehlt dich.
Trick 17 : Ein Bündel Scheine liegt am Boden zusammengerollt, man hebt es auf, woraufhin eine Frau kommt und sagt, sie hat es auch gesehen und möchte teilen. Man geht in ein ruhigeres Eck. Dann wird man entweder gleich ausgenommen, oder es kommt noch eine andere, die sagt, dass sei ihr Geld..... Ok, ganz hab ichs doch nicht verstanden, komm ich grad drauf. Aber der Clou ist anscheinend, dass in der Rolle Geld nur der äußerste ein echter Schein ist und man am Ende irgendwie alles hergegeben hat und nur mit dem einen Schein dasteht. Egal, auf jeden Fall kein Geld aufheben!

Ja, meine Erfahrungen hier werden immer uriger!
Ich war gestern in einem Reha-programm für Drogensüchtige, die auf einem Bauernhof arbeiten. Gezeigt hat mir das ein 26 Jahre alter amerikanischer Pastor (siehe Photo). Draussen, außerhalb der Stadt bewirtschaften sie ein paar Felder und züchten Schweine und sonstiges. Das Land war ziemlich günstig, da die Verbrecher dort immer ihre Opfer zum Erschießen hinbringen.
Juanita mit den treuen Augen
Die Latino-Schweindln sind voll herzig! Riesig, zufrieden und voller Rhythmus!
Aber gesamt ein tolles Projekt aus Spendengeldern aus den USA. Da werde ich sicher noch einmal hinschauen.

Jetzt am Wochenende gehts nach Camana ans Meer. Diesem Ort eilt der Ruf voraus, dass dort junge Leute die Ferien verbringen und die Post abgeht. Hier sind nämlich gerade Sommerferien und der Carneval beginnt bald. Ich werde berichten...
Heute haben sie mich einmal innerhalb des Gefängnisses auch photografieren lassen. Die Photos werde ich einmal posten die nächste Tage.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Eine kleine Geschichte:

1.) Heute komme ich durch den Haupteingang, hat sich tatsaechlich eine Schafherde ins Gefaengnis verirrt, die friedlich auf dem Vorhof graste. Hat aber niemanden gestoert.
2.) Kurz, wies in meinem “Buero” ausschaut. Ich sitze mit einer Psychologin und einer Anwaeltin in einem staubigen, grossen gelb gestrichenen Raum innerhalb des Trakts. Die Sonne scheint durch vergitterte Fenster, aus dem Radio toent Roxette und an jedem Tisch wird gelacht, geweint und /oder gestritten. Also, es geht turbulent zu.
Ich hatte heute ein Gespraech mit einer Insassin, die wie viele andere hier wegen Mordes angeklagt ist. Eigentlich war es meiner Meinung nach fahrlaessige Toetung, aber da wird nicht gross unterschieden. Sie setzt sich mir gegenueber, eine fesche Frau Anfang 30, seit ueber 7 Jahren hier.
Ich frage, warum sie hier ist. Sie hat mit einer Freundin Touristen aufgerissen, sie unter Drogen gesetzt und anschliessend ausgeraubt. Das Pech war, dass einer einmal bewusstlos in eine Lacke gerollt ist und dort verendet ist. Ich frage sie, wieviele Gringos sie so ausgenommen hat. Ihr Laecheln wird immer breiter und nach ein bissl positiver Verstaerkung kam die unglaublich Zahl von 3-400. Ganz schön fleißig.
Ich sehe so in ihr froehliches Gesicht, spuere fast schon eine Bewusstlosigkeit in mir aufsteigen und denke mir, genau das war das letzte, was die armen Touris an einem Samstag abend gesehen haben, fuer einen gar das allerletzte.

3.) Exkurs: meine taegliche Busfahrt

Je nach Stimmung, Musikgeschmack und Gemuetslage des Fahrers reichen die Fahrten in die Arbeit von Bachata Liebes-Schunkelfahrten bis Reggaeton-Hoellenritten. So variiert auch die Dauer meines Arbeitsweges (50min-70min), aber es wird eh keine Pünktlichkeit erwartet.
Auch im Verkehr gilt: Verlass Dich nie auf Regeln, sondern nur auf Deine Intuition. Mit einem Urvertrauen und Angstfreiheit lassen sich die Busse in hohem Tempo in voll befahrene Strassen und es geht doch immer gut (bis jetzt), es wird staendig gehupt und kommuniziert, eher als Zeichen, dass man auch im Verkehr existiert, aber ich habe noch niemanden wuetend werden gesehen.
Gewoehnungsbeduerftig ist anfangs, dass der Bus nicht stehenbleibt, wenn man ein oder aussteigen moechte, sondern das- wieder mal je nach Stimmung des Fahrers – bei hoeherem oder niedrigerem Tempo passiert.
Harte Lektion: immer mit dem Aussenfuss zuerst aufkommen beim Rausspringen…

Jetzt am Nachmittag hab ich frei, weil alle streiken. Ich geh zuerst Cuy (Meerschweinchen, das ist die hiesige Spezialität und bis jetzt konnte ich mich noch drücken) essen, dann bin ich eingeladen vom Leiter des Sozialprojekts (sowas wie ein SOS-Kinderdorf), den Kindern Geschichten aus dem Gefängnis zu erzählen. Ich freu mich schon...

Inzwischen überlege ich mir, doch den Wasserkocher zu kaufen, da ich schon einen Vollbart habe...

Montag, 23. Januar 2012

Was tut sich so in der südlichen Hemispähre?

Nach einer echt toughen Arbeitswoche, in der ich meine Grenzen spürte, bin ich diesmal nicht an den Strand gefahren, da dort nur gefeiert wird und Ruhe und Entspannung hier nicht zu einem Wochenendausflug gehören. War dann doch nicht viel anders hier...

Zuerst der ernste, dann der lustige Part:
Ich kann kaum beschreiben, was ich hier täglich an härtesten Schicksalen, brutaler Ungerechtigkeit, brutaler Gerechtigkeit, Eiseskälte, naiver Warmherzigkeit und tiefster Boshaftigkeit nebeneinander sehe. Es ist echt viel zu tun, es macht mich fast fertig und das ist gut so. Alles bekommt eine Relativität. Aber ich bekomme jeden Tag ein interessantes Mittagessen aus der Gefängniskantine. Zwischendurch auch mir fremde, selbstgemachte Süßigkeiten.
Unten seht Ihr das öffentliche Krankenhaus, in das wir heute eine Insassin eingeliefert haben (mit dem Bus), da sie nicht mehr atmen konnte. Andere Zustände als bei uns...ein bissl wie eine Zeitreise.

So, nun zum angenehmen Teil:
Mein erstes Wochenende in Aqp. Es gibt in der Nähe von meinem neuen Heim jede Menge Parks und das Klima Arequipas ist herrlich. Frühlingshafte 25°C, Sonnenschein und ein laues Lüfterl machen das Leben hier sehr kommod.
Plaza de armas - Aqp
Freitag Einladung von den hiesigen Rotariern auf ein Event inklusive Karaoke. Latinoschnulzen österreichisch interpretiert.
Samstag nach dem Vorglühen ins Zentrum. Dort gabs aber eine Riesenrazzia und sie haben alles geschlossen. Lokalwechsel stand an. Aber wohin? Das Zentrum ist als einer der wenigen Orte auch in der Nacht ziemlich sicher, das Viertel wohin es ging wenig bis gar nicht. Wir fahren in das Transdanubien Arequipas, nur dass hier die Musik cooler ist. In die......Avenida Dolores (Strasse der Schmerzen), die ihrem Namen alle Ehre macht.
Kein helles Haar im Umkreis von Kilometern und eher rauhe Stimmung, gelinde ausgedrückt. In der Strasse reiht sich ein Club an den anderen, Stau um halb2 in der Nacht. Eintritt 9 Soles und ab in einen Salsaclub! Pfuuuh!!
Wie ich da reinkomme, habe ich schnell gemerkt, dass sich die Aufmerksamkeit fokussiert, und nicht im Positiven. 35° im Club, erhitzte Gemüter und pura salsa. Eher Flucht- als Kampfgedanken, angespannte Stimmung, Feindlichkeiten, Rempeleien, geforderte Nerven. Doch dann war die Musik so gut, dass ich darauf nicht eingehen konnte und mich in den Tanzmodus begeben habe. Gruppendynamik pur, die Herde hat mich akzeptiert. Besonders nachdem unsere Partie nach einem Tanzwettbewerb von einer Gruppe auf Cuba Libre eingeladen wurde, war der Bann gebrochen. Der Cuba libre wird hier nicht im Glas ausgeschenkt, sondern in 2 Liter-Krügen.

Sonntag Sport in einem Fitnesscenter, das mich umgerechnet 30 Cent Eintritt kostet. Das Teuerste  und Wesentlichste darin ist die gigantische Stereoanlage, die peruanische Muskelprotze beschallt. Die Geräte sind fragil, die Stimmung lustig. Ja, das war's dann auch schon wieder. Viel passiert nicht...

Die Extreme der Gesellschaft hier eingefangen auf einem Photo. Oben das Nobelviertel Yanahuara, unten am Fluss Armut.


Dienstag, 17. Januar 2012

Zwischen den Welten...

im Luxus - hinter mir...ein Kasten
Inzwischen habe ich in einer urbanizacion ein Zimmer gefunden. Ich habe jetzt Warmwasser zu jeder Zeit, ein eigenes und sauberes Bad  (inklusive Klopapier!) und einen Fernseher. Ich lebe den absoluten Luxus!
Ausser, dass ich mich nicht mehr rasieren kann, da auf Reisen alle Geräte den Geist aufgeben. Heute wollte ich einen neuen Rasierer kaufen. Das stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht. Ich finde einen Rasierer, dieser wird aber nur in Kombination mit einem Wasserkocher(!) verkauft. Die Marketing-Strategie dahinter ist mir schleierhaft. Es war nicht möglich, dieses Superangebot zu teilen. Da ich wirklich wenig Verwendung auf meinen Reisen für einen Wasserkocher habe, entscheide ich mich für einen Vollbart (oder Schnauzbart).

Wie schaut mein Tag da aus?
Jeden Morgen gehe ich zur Hauptstrasse, wo mich Abgase betäuben, um dann mit einem überfüllten, beschallten Collectivo 50 Min nach Socabaya zu fahren.
Socabaya, ein ästhetischer Alptraum am Rande Arequipas: Keine asphaltierten Strassen voller Dreck, kaum ein Haus ist fertiggebaut und auf den Strassen regieren die Hunde. Ich hab mich schon ein bissl gewundert, warum es keine Menschen auf der Strasse gibt. Es ist ratsam, auf der Hauptsandstrasse zu bleiben, da Hunderudel in den Nebengassen einen angreifen. Vorteile der Sandstrasse, man hat immer Steine zur Verteidigung dabei, die man auch öfter verwenden muss, damit sie einen in Ruhe lassen.

Gegängnis - Haupteingang
Ich erzähle heute in einer peruanischen Partie, wo ich so arbeite und sie sagen mir ganz bestürzt, dass Socabaya das gefährlichste Viertel der Stadt sei, wo man sich so gut wie gar nicht auf der Strasse aufhalten sollte.
Gut, dass ich heute mit der Kamera herumgelaufen bin, in einem menschenleeren Park zu mittag gegessen habe und nachher die freie Zeit noch zu einem entspannten Spaziergang genutzt habe. Mir ist es eh schon ein bissl komisch vorgekommen, dass die einzigen Typen, die ich gesehen habe, um 1 Uhr Mittags völlig besoffen waren und mich verdächtig freundlich gegrüßt haben.
liebevoll gestaltete Fußgängerzone
Naja, aber ich renne inzwischen eh nur mehr mit Plastiksackerl herum, wo meine immer spärlicher werdenden Wertsachen drin sind.

Kurzbeschreibung: Mein Arbeitsanfang letzten Montag:
Ein Busserl von der Direktorin, ein Busserl von der Psychologin zur Begrüßung und 2 Min später hatte ich schon meinen Schreibtisch inklusive verurteilter Mörderin vor mir. Nicht ganz klar, wie die Zielsetzung ist, habe ich improvisiert und gleich 7 Klientinnen am 1. Tag gehabt.
Nur ein paar wenige Sätze zu meiner Tätigkeit, da das sonst die lustige Blogstimmung trüben würde. Ein Meer aus Schicksalsschlägen, Tränen, Leid, aber auch Hoffnung. Psychologie und Gott sind hier verflochtene, nicht voneinander zu trennende Themen. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit ist stark spürbar!

Gefängnismauern mit Misti im Hintergrund


PERUTIPP vom Lumpi:
Ein ziemlich regelfreier Raum: Man kann sich auf nix verlassen, dafür eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.
Ich hab hier einmal ein paar Ängste gesammelt, die man hier eher nicht haben sollte:
- Berührungsängste
- Angst vor Kontrollverlust
- Klaustrophobie
- Demophobie
- Gephyrophobie
- Halitophobie
- Nomophobie
-
Ochlophobie
- Xenophobie
-
Paraskavedekatriaphobie
- Soziale Phobien

Das Video ist fad, aber ich hab es schon hochgeladen, deswegen hier:

Freitag, 13. Januar 2012

...im Gefängnis

Ja, jetzt wird’s ernst.  

Mir gefällt die Dynamik dieses Landes. Das ist ein Lebenstempo, in dem ich mich wohl fühle. Gestern noch in einer Radiostation mit einem Uniprofessor parliert, der Briefe aus dem Gefängnis an die Angehörigen vorliest, heute schon einen fixen Job. Aber chronologisch:
Diplomprfg in Peru
Beisein bei einer peruanischen Diplomprfg und anschliessender Feier. Teil der Prfg war hier eine Befragung der Studentinnen zu ihren moralischen Werten, ihrer Einstellung gegenüber Familie, Adoption usw. Das hat mich überrascht. Einen amerikanischen Pastor kennengelernt, der hier Sozialprojekte durchführt. Die zeigt er mir am Sonntag.

Durch eine Professorin hatte ich dann heute mein Interview in der municipalidad mit einer Beamtin 1 Std lang. Die Senora telefoniert und nimmt mich direkt vom Interview mit. Wir steigen in den überfüllten Bus und fahren aus Arequipa in den Süden. Sandige Strassen, niedrige Bauten und immer weniger Verkehr. Wir steigen bei einer einsamen Kreuzung aus, gehen durch ein paar breite Gassen und plötzlich stehen wir vor dem Gefängnis des Südens Perus. Ziemlich beeindruckend. Erinnert im ersten Moment an diese Gefängnisse aus Hollywoodfilmen, die in der Hitze Texas stehen, nur dass dahinter der fast 6000 Meter hohe Vulkan Misti aufragt. Warnhinweise, schwer bewaffnete patrouillierende Wärter. Wir gehen durch den Haupteingang. Rechts das Gefängnis für über 1000 Männer, links das Gefängnis für 82 Frauen, eingesperrt wegen verschiedenster Delikte, über Raub, Mord, Drogendelikte usw.
Wir gehen nach links, werden gefilzt, angewiesen Mobiltelefone abzuschalten und abzugeben und dann eingelassen. Ich lerne die Direktorin kennen, eine gestandene Peruanerin, die schon Gefängnisse im ganzen Land geleitet hat. Wir plaudern und nach 15 Min ruft sie die Psychologin herein. Eine vor Selbstbewusstsein strotzende Frau, die gleichzeitig Wärme ausstrahlt. Nach kurzem Psychogeplänkel führt sie mich durch das Gefängnis. Geringe, mittlere und Hochsicherheitsstufe. Krankenstation und Küche. Kindergarten und Spielplatz, da die Kinder die ersten 3 Jahre mit ihren Müttern im Gefängnis leben. Ich spreche erste Worte mit den Insassinnen. Harter Tobak, die Geschichten! Hab eine gute Distanzierungsfähigkeit, die wird hier aber sicher auf die Probe gestellt werden.

Es wird größter Wert auf Höflichkeit gelegt. Überall wird gegrüßt. Es herrscht harte, aber herzliche Stimmung.
Nach einer Stunde voller interessanter Eindrücke zurück im Büro der Chefin. Wann ich anfangen kann? Morgen schon, oder erst am Mo. Ok, also am Mo. Passt! Und so ist es jetzt. Mo 7 Uhr beginne ich meinen ersten Arbeitstag im Gefängnis von Socabaya.
Alpacaverarbeitung, hinter mir....Alpaca


Photos aus dem Gefängnis folgen…

Mittwoch, 11. Januar 2012

...Photoshooting in Arequipa

Das Leben ist lustig…

Arbeitskollegen von Bekannten haben Photos von mir gesehen und mich kurzerhand für ein Shooting von Alpacapullovern für eine englische Firma angefragt.

Nachdem ich eh immer ein Taschengeld benötige und mich die Neugier treibt, hab ich kurzerhand zugesagt. Heute, nach einer Nacht, in der ich mich – milde ausgedrückt – hauptsächlich meiner Verdauung gewidmet habe, (ich erspar Euch Details, aber es war und ist echt nicht lustig. Ich hätte am Strand vielleicht nicht jeden Schmarrn essen sollen, den man mir in die Hand gedrückt hat. Oder waren es gar die Vodka Red Bull, aber egal) bin ich um 9 abgeholt worden und in eine alte Mühle aus der Kolonialzeit gebracht worden. Traumhaus! Ein bissl hat getrübt, dass ich mich heute nicht weiter als 5 Gehminuten von Sanitäranlagen aufhalten konnte, aber bitte. Auch das gehört zu einem Südamerikaurlaub.

Dann sind die peruanischen Models gekommen, ich hab ein paar Pullover angezogen, kurz vor dem Kamin ein Buch gelesen und zu Mittag war ich auch schon fertig.

Hier noch das Morgenvideo. Das Beeindruckendste für mich sind die Riesenvulkane, die die Stadt flankieren.



Montag, 9. Januar 2012

Drink and drive...

Drink and drive, lautet die Devise! 

Ein Wochenende fernab des Tourismus im Süden Perus am Meer. Mejia, das Beverly Hills für die Areqipener. Reich, und schönoperiert trifft sich zum Tete-a-tete am breiten Sandstrand. Buggies, Jeeps und Quads fetzen über den feinen Sand. Wassertemperatur 21°, Wellenhöhe 2m. Freitag feiern wir mit amigos einen Geburtstag in einer Stranddisco bis zum Sonnenaufgang, Samstag abend Einladung in das Strandhaus eines Freundes zu einer parillada, einer Grillerei….herrlich!
6 Uhr früh an der Promenade
 Plötzlich sind da auch Klischeedeutsche mit Birkenstockschlapfen, ich habs nicht glauben können. Die besuchten ihre Tochter, die hier in Arequipa was arbeitet. Ohne ein Wort Spanisch haben sie den Gastgebern mit viel Kultursensibilität zu erklären versucht, wie man das arme Dritte-Weltland Peru retten könnte.

Aber die Parillada war genial! Nachher alle noch an eine einsame Stelle an den Strand gefahren und bis zum Sonnenaufgang (wieder!) getrunken, getanzt. Nicht, dass ihr glaubt, ich mache hier nur Party. Morgen habe ich ein Interview für eine Stelle in einem peruanischen Gefängnis.
Der Seppi verläßt mich heute Richtung Lima und dann wahrscheinlich weiter in den Norden, um surfen zu gehen. Vielleicht treff ich ihn später dann nochmal...

So schaut das aus, wenn man hier reist. Die Peruaner schlafen ab der Sekunde, in der sie einsteigen bis zur letzten Sekunde des Trips.



Freitag, 6. Januar 2012

EARTHQUAKE ! ! ! y pesadilla

In den letzten Tagen sind wir von 3500 hm auf 3830 hm auf den Titicacasee hinauf , mit dem Bus über 4500 hm und gestern bis an die Pazifikküste herunter. Von Sauerstoffarmut, Temperaturen um den Gefrierpunkt und Tourismus sind wir jetzt im Gegenteil: Sauerstoffflut, 30° und kein einziger Tourist. Viele, viele Eindrücke, die ich ein ander Mal niederschreibe. Nur das Frischeste, das ich in meinen Träumen zu sehr verarbeite.

Bei unserem Strandspaziergang gestern Abend nach der Ankunft ist was Wildes passiert. Wir sitzen im Sand und plötzlich: Ein Erdbeben! Die Erde hat voll vibriert und alle Autoalarmanlagen sind losgegangen. Ich war doch etwas aufgeregt. Den Menschen hier war das aber ziemlich wurscht., da das öfter vorkommt. Groß hängt pro forma ein Tsunamifluchtplan am Strand, der keine Beachtung findet.
Dieses Erdbeben hab ich anscheinend in meinen Träumen verarbeitet. Wir haben gestern in der ärgsten Bruchbude übernachtet, ein Duft aus Fäulnis und anderen Köstlichkeiten, in den anderen Zimmern Party. Irgendwann um 1 Uhr früh wacht der Seppi auf und sieht mich panisch versuchen, die Tür zu öffnen. Ich sage, dass alle schon weg seien und wir nachkommen müssten. Er bekommt auch Panik. 
Nachdem ich die Tür nicht und nicht aufbekomme, schlage ich auf einmal mit der bloßen Faust die Scheibe ein und laufe auf den Gang, wo mir dann endlich bewusst wird, dass ich träume. Ich schaue auf meine Hand, das Blut tropft auf den Boden, zum Glück nur am Handrücken. Dieses Erdbeben hat mich anscheinend doch mehr mitgenommen, als gedacht...

Asi es la vida! Heute schaut die Welt schon wieder anders aus. Sonnenschein und Strand, frische Fruchtsäfte und ein viel besseres Hostal! Wochenende!
Das ganze Tourizeug, das ich inzwischen gemacht habe, schildere ich einmal, wenn mir nicht so heiss ist. Adios

Montag, 2. Januar 2012

EL ANO NUEVO!!! plus Exkurs Koerperhygiene

Was soll ich da schreiben? So eine Party hab ich selten zuvor erlebt! 

Der Plaza de Armas schon Stunden vor Silvester gesteckt voll,  beschallt von einer LatinoLiveBand. Salsa, Reggaeton, Kumbia usw... Party und Kracher fliegen eh schon seit Tagen. Das neue Jahr ist hier eine 4-Tage-Rumba!

Keine schlechte Energie, nur tanzende, umarmende, glueckliche Leute. Es bringt Glueck, in der Minute Null einmal um den Platz zu laufen. Also kann man sich vorstellen, wenn diese Masse an Menschen das macht, dass es wild zugeht. Aber trotzdem kein Hauch von Aggression oder irgenwas Negativem.
Nach Mitternacht hat uns der Bruder vom Seppi, der hier schon lange wohnt, Tickets fuer einen coolen Club besorgt, wir hinein und wieder Livemusik!

Eine Nacht disfrutando la vida (das Leben geniessen) pur! Dank eines Aspirins diesmal keine Nahtoderfahrungen beim Tanzen.
Irgendwelche Leute mit Flaschen kommen vorbei, Dir wird Irgendetwas schwer alkoholisches von Fremden eingefloesst. Nass von verschuetteten Getraenken und Schweiss feiert man in das neue Jahr ohne einen Moment zum Denken zu kommen vor lauter Sensationen. Irgendwann wieder zurueck in der Realitaet, in der Morgendaemmerung erschoepft noch Rinderherzen am Spiess bei einer India auf der Strasse gefruehstueckt und 2 Std geschlafen. Dann gings auch schon wieder weiter.

Heute ist der 2.1. und gestern um Mitternacht bin ich dann irgendwann eingeschlafen. Da war die Party aber noch voll im Gange. Latinos wissen echt, wie man das Leben geniesst!


Exkurs Koerperhygiene:


Ich will Euch auch an den basalen Dingen des Lebens teilhaben lassen. Ich lebe im obersten Stock, also quasi im Penthouse. Dadurch ergeben sich auch lustige Zwischenfaelle. Wenn man in unserem Bad ist, bekommt man einen ziemlich direkten Eindruck vom Wetter draussen. Windet es, dann windet es. Windet und regnet es, dann regnet es einem beim Klogang auf den Kopf. Beim Duschen mischt sich Regenwasser mit dem Duschwasser.

Naja, der Vorteil ist: das Bad bleibt staendig durchgespuelt, geruchsfrei und sauber und es bewahrt vor zu langen Duschgaengen.



Das ist uebrigens grad der Hit in Suedamerika und spielts an jeder Ecke...(uebersetzts einmal den Titel...ayayy)