Lumpi irgendwo in Lateinamerika

ja

Montag, 29. Oktober 2012

Cartagenaaaaa!! AND dangerous night in Bello…

Ich sitze gerade im Flugzeug, im Anflug auf Panama City. Unter mir warten Dutzende Schiffe darauf den Kanal zu durchqueren. Die letzten 48 Std waren so vollgepackt mit Eindrücken. Ich habe Kolumbien von neuen, argen Seiten kennengelernt. Wahnsinn. Aber eins nach dem anderen.
Donnerstag Nachmittag von Medellin nach Cartagena geflogen. 17 Uhr. Ankunft und direkt durch die traumhafte Altstadt ins Cafe del Mar auf den alten Mauern der Spanier. 
Sonnenuntergang bei einem Caipirinha und warmen Meereswind neben spanischen Kanonen, im Hintergrund chillige Klänge. Herrlich! Pure Euphorie, dieser Ort, die Energie des Meeres und die Geschichte. Man sieht Sir Francis Drake und seine Piraten richtig am Horizont auftauchen.
 

Den ganzen Tag nichts gegessen und dann schon ganz gut drauf gehts weiter in die Salsabars Cartagenas. In den Strassen getanzt bis in den Morgen. Am nächsten Tag früh auf und mit dem Bus zu einer Fähre, dort übergesetzt auf die Isla Barú und dann mit dem Motorrad zu viert auf einem (ohne Helm) an den weissen Strand, den playa blanca. Dort entspannt bei Massage, Shrimps und Cabana. Ein Höhepunkt nach dem anderen, keine Leute, Sonnenuntergang, Rasta, Reggaemusic…. Friede und Harmonie pur.
 
Dann das GEGENTEIL!!
Samstag nacht. 23 Uhr. Ankunft Medellin. Letzte Nacht in Colombia.
Noch einmal was Wildes machen. Das wurde dann fast zu wild. Zur Erklärung: Medellin ist eine Wurst, die in einem Tal liegt. Vom Süden in den Norden wird es immer gefährlicher. Ich habe mich hauptsächlich im Süden aufgehalten, der mit den Wolkenkratzern und Einkaufszentren eher an ein in den Dschungel gebautes Beverly Hills erinnert. Nicht so vorgestern.
BELLO, ganz im Norden der Stadt. Tief. Kolumbianer warnen mich, dass es dort sehr gefährlich ist, dass sie dort nicht fortgehen würden. Und sie haben Recht! 
Ich gehe dort also fort. Kein einziger, ungelogen, kein einziger Gringo. Auf dem Weg hin schon den ersten Unfall gesehen. 3 auf einem Motorrad hats voll über die Kreuzung geschleudert. Alle ohne Helm. Alle stockbesoffen.

Ich gehe durch die Strassen von Bello, eine Bar neben der anderen, eine wilde Stimmung. Lautstärke: Maximum. Regeln: keine! Motorradgangs fetzen über Strassen und die Gehsteige, machen Wheelies man muss zur Seite springen. Bis zu 3,4 Leute auf einem Motorrad, alle gut im Öl. Die Strasse platzt aus allen Nähten vor tanzendem und betrunkenem Volk. Ich bin aufgefallen wie ein Gringo im Ghetto und habe schnell gemerkt, dass hier nicht viel Polizei zur Unterstützung ist. Souverän bleiben, ist die Devise. Den ärgsten Strassenzug hab ich dann gemieden, da ich dort schon ziemlich angestiegen wurde, hab mich dann in eine Salsabar begeben.
Um 2 Uhr kommt dann die Polizei mit Grossaufgebot und Waffen und schliesst das Viertel brutal. Sperrstund is. Aber ein Lokal übersehen sie komischerweise immer… I love Colombia! 

....and I already miss it!!
C ya soon!!

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Adios Medellin

Heute im jardin botanico:

Dort herrscht Liebe pur, physisch & psychisch. Unter jedem Baum ein Pärchen, das wild schmust. Hier muss wirklich niemand alleine sein. Ich sitze alleine unter so einem Riesenbaum und lese mein Buch, als sich plötzlich so ein kleiner 6-jähriger Typ in Schuluniform sich neben mich setzt. Woher ich bin, was man dort für eine Sprache spricht, waren so die Fragen. 
Botero
Plötzlich sind es 2, 3, 4, .....30 Kinder, die mich mit südamerikanischem Distanzgefühl (<0,1m) belagern. Jeder schüttelt meine Hand, stellt sich vor. Einer will mir gleich seine ältere Schwester vermitteln. Warum man da alleine sitzt, das können sie einfach nicht verstehen und so wollten sie mir gleich aushelfen. Die sind dann irgendwann abgezogen, ich bleibe zurück, lese weiter.
Lange hats nicht gedauert, ein Typ setzt sich neben mich und brät mich an, will mit mir in den Wald verschwinden. Das war dann das Zeichen, den Platz zu wechseln. Ich geh aufs Klo, voll stylish, mit Glas im Urwald. Plötzlich ein Typ pfeift, wollte auch was. Warum bitte nur Typen? Naja, wurscht.
da sitz ich grad
Es ist jetzt ziemlich alles erledigt in Medellin. Morgen fliege ich noch ein paar Tage nach Cartagena an die Karibikküste entspannen.Schau ma mal, ob sie mir diesmal wieder mein gesamtes Hab und Gut abnehmen und mich von der Last des Besitzes befreien.
 Hasta luego.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Medellin Part 2

Ich sitze auf der Bambusterrasse und es hat vor einer Minute angefangen, in Strömen zu regnen. 
Die größten Sünder treffen sich hier um noch einen Superlativ zu finden. Ich bin natürlich eher abseits, da ich arbeite und viel auf den Unis bin, aber ganz gehts doch nicht an mir vorbei. Heute mit der Seilbahn ins Viertel Santo Domingo geschwebt, wo sie die Bibliothek auf einen Abhang gebaut haben. War zwar schon einmal hier, aber jedesmal wahnsinnig beeindruckend. Hier hat jemand eine Idee und es wird gemacht.
Zum Beispiel haben sie durch das Armenviertel "Comuna 13" eine Rolltreppe gebaut, damit die Leute nicht mehr so viele Stiegen steigen müssen. Drüber führt eine andere Seilbahn. Vor einem Jahr ist bei einer Schiesserei in der "Comuna 13" ein Querschläger in die Gondel eingedrungen und hat einen Passagier getötet. Gewalt und Leid sind Teil der Kultur hier. Jeder hat einen Primo oder amigo, den sie abgeknallt haben.

Ich geh hier alle 3 Tage in ein Freiluftfitnessstudio trainieren mit den kolumbianischen Gangstern. Ich werd schauen, dass ich ein geiles Photo mit denen machen kann. Da wirkt man echt wie ein Lamperl daneben. Alle vernarbt, muskulös, schwarze Haut.
Auf den Wänden wird dem Leid ein Bild gegeben:
Heute war ich nördlich von Medellin in Bello, hab eine Familie kennengelernt, die mir genau von "la violencia" erzählt haben, wie das täglich Leben Anfang der 90er ausgeschaut hat. Heftig. Jede Nacht Bomben und Schiessereien. Bello ist noch ziemlich unsicher, aber ein aufstrebender Teil mit tollem Partytreiben ohne Gringos. Eine kolumbianische Partie und ich werden da nächstes Wochenende hinschauen.

Medellin... sin palabras

Es ist Samstag aben in Medellin/Kolumbien. Diese Stadt hat eine eigene Energie, die mich in den letzten Tagen so erfasst hat, dass ich kaum zum Schreiben komme. Traum und Alptraum liegen hier ganz nahe beieinander. Extremer Reichtum, Silikonbrüste, Oberflächlichkeit, Party, Gewalt, Armut usw.

Eine in den Dschungel gebaute Stadt. Crazy people everywhere. Das Land der Extreme. In den letzten 2 Jahren wieder ein bissl gefährlicher geworden. Wilde Grundstimmung. Vorgestern haben sie einen Gringo aus dem Kanalsystem gefischt.  Ohne Papiere, Zähne und Fingerkuppen. Gestern gabs 4 Tote bei einer Schiesserei. Man sieht viele Waffen, aber generell ist es friedlich, solange man Grenzen respektiert. Die Party ist der Hammer!
am Grab Pablo Escobars

Der Flug hierher war chaotisch. Die Maschine von Lima hatte 30 Min Verspätung und ich hatte in Bogota nur 50 Min bis zum nächsten Flug. Bogota pures Chaos. Ewige Schlangen. Schreierei. Nachdem man alle ignoriert, wird einem irgendeine Richtung zugeschrien, man rennt übers Flugfeld und plötzlich sitzt man im Flugzeug. Richtung Medellin hoffe ich. Ankunft. Leere Strassen. 

Ich schreib morgen weiter. Gotta go...

Dienstag, 16. Oktober 2012

heading Colombiaaaa...

Nach dem Berg habe ich 2 Tage gebraucht, um wieder auf die Höhe zu kommen. Man schätzt ein warmes Bett, Luft und warme Mahlzeiten und keinen Eiswind in der Ritze beim Klogang.

Hier gibts nicht viel fuer diesen Blog. Die letzten Tage berufliches und jeden Tag bei meiner Tochter, die praechtig gedeiht. Um ehrlich zu sein, mir faellt der Abschied sehr schwer, aber ich bin bald wieder da.

Heute um 6 Uhr früh habe ich meinen Vater verabschiedet und ich bin wieder ganz alleine. Ich fliege über Lima, Bogota nach Medellin und komme dort so um Mitternacht an. Nicht die beste Zeit für Kolumbien, aber was soll man machen.
alle Hände voll zu tun

Ich lese gerade das Buch „Killing Pablo“ über die Jagd auf Pablo Escobar und das Medellin-Kartell in den 80er,90ern. Ein Wahnsinnsbuch, liest sich wie ein Thriller. In Medellin war ich das letzte Mal vor 1,5 Jahren. 


Freitag, 12. Oktober 2012

big challenge!

Die Entscheidung war: Chachani (6075) oder Misti (5852).

Chachani ist 100 Meter höher, dafür aber viel leichter, da man bis auf 5000m mit dem Auto gebracht wird. Der Misti ist ein frei stehender Vulkan, auf den keine Straßen führen, den man also selbst besteigen muss. Selber machen ist die Devise und so wurde es der Misti.
Am Tag vorher noch das Equipment anprobiert. Südamerikanisch halt. Alles alt und hin, aber ganz gut improvisiert. Ich bekomme meine Sachen. Man muss alles selbst raufschleppen. 6 Liter Wasser, Zelt, Schlafsack, Kleidung, Nahrung, da kommt schon was zusammen. So um die 15-20 kg wiegt der Rucksack.

Der große Tag:
0800 Uhr. Der Bergführer holt mich vom Hotel ab. Wir klauben noch die anderen ein. 2 Jeeps, insgesamt 11 Bergsteiger und 2 Führer. Wir fahren Richtung Misti. Die Straßen aus Sand und voller Löcher. Zu Mittag sind wir am Ende der befahrbaren Strecke auf 3400 Meter Seehöhe. Und los geht’s. 6 Std Aufstieg bis zum Basislager auf 4500hm.
Wir gehen los. Langsam, langsam, damit man gut akklimatisiert. Trotz des sehr langsamen Tempos teilt sich die Gruppe schnell. Um 18 Uhr kommen wir oben an, gerade noch Sonnenlicht zum Zeltaufstellen. Die Zelte sind wunzig klein und kaputt. Sehr romantisch, da 2 pro Zelt schlafen müssen. Mein Kollege war ein crazy Israeli, der Badehosen mithatte und, wie sich später herausstellte, unter häufigen Flatulenzen litt.

Die Nacht bricht herein und die Temperatur fällt unter Null. Ein Wind geht und es ist bitterkalt. Kein Geräusch, nur Sturm. Niemand hat Lust zu reden, jeder ist für sich selbst in dieser unwirtlcihen Umgebung. Unser Führer beginnt zu kochen. Die Stimmung ist ein Traum. Der Sonnenuntergang und das leuchtende Arequipa unter einem (siehe Video). Das erste Mal taucht der Gedanke auf, warum man eigentlich nicht da unten geblieben ist. Wir essen und 2 Std später taucht der Rest der Gruppe auf. Völlig erledigt bauen sie ihre Zelte in der Dunkelheit zusammen.

Aufbruch ist am nächsten Tag um 0030 Uhr geplant. Ich lege mich ins Zelt, habe alles an, was ich mithabe, der Wind peitscht die Zeltwand in mein Gesicht, 1 Kubikmeter Luft ohne Sauerstoff. Der Puls geht sogar im Liegen nicht unter 120. Plötzlich ein schrecklicher Geruch. Der Israeli neben mir hat einen abgedruckt… aber was für einen… Na serwas, was hat der gegessen.
Nun hat man die Wahl. Zelt offen = Kälte. Zelt zu = bestialischer Gestank. Ich hielt es mit dem alten Bundesheerspruch :“Dastunken is no kana!(Erstunken ist noch keiner)“ und ertrug es stoisch. Leider sollte das olfaktorische Konzert die ganze Nacht nicht enden. Irgendwann bin ich entschlafen, ob es wegen der Düfte oder der Müdigkeit war, egal.



0030 Uhr: sanfter Weckruf durch Schlag gegen das Zelt. Aufstehen. -10° und Wind. Alles ist durchfroren. Ich gehe aus dem Zelt. Tee ist bereit. Ein Traum!

0100: Abmarsch. Stirnlampen ein und hinaus in die Dunkelheit. 2 von den 11 bleiben im Basislager , da sie höhenkrank sind und nur kotzen.

Wie geht es einem in dieser Situation?
Man fühlt sich nur einsam. Das Gegenteil von Geborgenheit um einen. Eiseskälte ohne jegliche Zuflucht, absolute Dunkelheit, Müdigkeit, Menschen, die nicht mit einem reden (können), ein rasendes Herz, keine Luft….

Und los geht’s. Einen ewig scheinenden Aufstieg vor uns ist die Motivation und Stimmung eher auf einem Tiefpunkt. Es folgen 8 Std stillen Hintereinanderhergehens, nur den Schein der Stirnlampe im Blick. Gedankenverloren versuche ich gut zu atmen und mich selbst bei Laune zu halten. Jede Std 5 Min Pause, da wir sonst auskühlen würden. Anstrengung pur. Füße und Hände erfroren überlege ich so um 5 Uhr umzukehren, da ich nichts mehr fühlte. Inzwischen ist unsere Gruppe schon auf 5 Personen reduziert. Mit Speiberei und/oder Dünnschiss, heftigem Kopfweh oder purer Erschöpfung ist uns einer nach dem anderen weggebrochen.
Dann… ein Hoffnungsschimmer, die Dämmerung setzt ein. Noch nie habe ich mich über einen Tagesanbruch so gefreut. Die Sonne. Langsam beginnt der Tag und wir drehen die Stirnlampen ab. Die aufgehende Sonne erwärmt Hände, aber Füße nicht. Meine Zehen spüre ich immer noch nicht. Inzwischen sind wir ca. auf 5700 Meter und alle gezeichnet (siehe Video). 1,5 Std noch vor uns. Mir ist schwindlig, ich habe Kopfweh. Ich hyperventiliere, um mehr Luft zu bekommen. Vorletzte Pause vor dem Gipfel. Es gilt ein Schneefeld zu überqueren. Eine Person mehr bleibt zurück. Wir sind nur mehr 4.
Ich habe keinen Tropfen Motivation mehr. Aber ich sage, was ich auch den Psychokollegen immer sage, zu mir selbst: „Der Mensch hält viel mehr aus, als Ihr denkt!“. Also…

0630 Uhr und weiter geht’s. Wie eine Oma auf Valium. 3 Schritte. Pause. Husten. 3 Schritte. Pause. Hyperventilieren. Scheißschneefeld. Man bricht ein, es ist nur anstrengend.

Ich erspar Euch den Rest, aber irgendwann so gegen 0900 Uhr steh ich dann endlich auf der Spitze und empfinde…. nichts. Nur Erschöpfung, Kopfweh, Schwindel. Ich will wieder runter. (Photo nur gestellt, war nicht lustig) Herrlicher Ausblick, den ich aber erst im Nachhinein genießen kann. Ein beeindruckender Krater. Blick auf die 6000er in der Umgebung. Ein Kollege ist gleich eingeschlafen am Gipfelkreuz, die anderen 2 waren noch ganz fit. 
 Dann ein Abstieg. Auf einer 1 km langen Sanddüne ist man in 2 Std wieder zum Basislager gesurft. Dort von unfreundlichen und frustrierten Kollegen kaum begrüßt ging es in 3 Std weiter zu den Jeeps. Um 3 am Nachmittag war ich wieder in Arequipa, habe geduscht gegessen und bis jetzt geschlafen.
Jetzt, wenn ich in der Morgensonne den Misti sehe erfasst mich Euphorie. Da war ich gestern oben! Yesss!
Lange Geschichte, aber war auch viel los!
die erfrorenen Finger