Lumpi irgendwo in Lateinamerika

ja

Freitag, 5. Oktober 2012

da story

Ich schreibe aus Cuzco, 3400 Meter Seehöhe, wo ich übers Wochenende hingeflogen bin. Mein Vater, der auch zur Geburt gekommen ist, ist direkt aus dem Flugzeug Richtung Machu Picchu aufgebrochen.
Ich habe währenddessen Niko getroffen, der hier eine Spanischschule leitet und einige soziale Projekte betreut. Heute mit ihm eine Stelle für Reha von Drogenabhängigen besucht und dann noch so eine Art Kindertagesstätte in einem richtigen Armenviertel. Da geht’s anders ab. Toll, was man hier mit wenigen Mitteln bewegen kann. Materialismus ist schon wieder weit weg.
Was ist jetzt seit letzter Woche passiert? Hier folgt ich ein Kurzbericht, was sich so tut und das ist nur ein Bruchteil.
Letzter Sonntag. 0430 Uhr. Wien.
Ich stehe auf, packe meinen Rucksack und es geht ab zum Flughafen. Der Geburtstermin ist am nächsten Tag, Montag um 0800 Uhr in der Früh.  4 Tage vorverlegt, also haarscharf alles. Dazu in Amsterdam und Lima jeweils nur 1 Std Aufenthalt. Amsterdam ist ja organisiert und alles geht glatt.
Am Flug von AMS nach LIM habe ich eine Sitznachbarin aus Deutschland. Sie steigt ein, besticht durch vereinzelt, aber sehr lange Schnurrbarthaare und BH-freien Hängebusen. Ein charmantes Wesen. Sie kommt, regt sich ein bissl auf und zieht sich ihr Stirnband in die Stirn und ward nicht mehr erwacht für die nächsten 12 Std. Kein Getränk, keine Mahlzeit oder Klogang konnte sie aus ihrem Koma locken.
Ich komme in Lima an, die deutsche Schönheit lebt doch noch. Chaos, wie erwartet. Ich muss mein Gepäck abholen und neu einchecken. Ich denke: „Keine Chance, dass sich das ausgeht.“  Sehr freundliche, aber unbeholfene Mitarbeiter zeigen viel Verständnis, doch wenig Aktion. Ich sag mir, ich habe noch 45 Min, Scheiss aufs Gepäck. Ich ziehe dort ab. Neues Einchecken, ewig lange, von gemächlichem Latinotempo gekennzeichnete Schlange vorm Handgepäck. 
10 Min vor Abflug am Schalter schlupfe ich noch in den Flieger und komme in der Nacht in Arequipa an.

Der Geburtstermin per Kaiserschnitt war am nächsten Tag auf 0700 Uhr vorverlegt. Nach kurzem Schlaf mit wilden Träumen geht’s in der Früh ins Krankenhaus.
Alles bestens. Sie fragen mich, ob ich in den OP mitkommen will und beim Kaiserschnitt dabei sein will. Ich zögere und gehe einmal aufs Klo. Als ich rauskomme, schlupfe ich schon eher unfreiwillig ins OP-Gewand und stehe vorm OP. Gut, das schaffe ich, da sieht man alles nicht so genau. Dann kommt der Arzt und beginnt mit mir angeregt über Österreich, Schönbrunn und andere Sehenswürdigkeiten zu plaudern. Geh bitte, nicht jetzt!!
Ich schaue durchs Fenster zu und plötzlich holt mich Kathys Tante, die dort Krankenschwester ist, hinein und sagt, ich soll direkt dabei sein. Da ist mir anders geworden. Blut, Skalpell, ayayay. Aber ich habe mich zusammengerissen, denn ich war eigentlich nicht der Mittelpunkt der Geschichte.

Ich sitze also und schaue, versuche bei Bewusstsein zu bleiben, als plötzlich aus dem Bauch ein Baby gerissen wird ….
Es schreit….. Das war ein Moment… Da verändern sich bisherige Relevanzen. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen um meine Männlichkeit nicht zu gefährden, doch ich war sehr, sehr emotional. Dieses kleine Wesen..
Aus der herrlich warmen, sicheren Welt in die böse kalte gerissen. Das erste Trauma.


Ich schaue. Alles ist komplett. Alle Zehen und Finger vorhanden. Dann wägen und messen und dann halte ich sie. Ich verliebe mich.... So und genug von cheesy Geschichten.
Sophie, so heisst meine Tochter, ist voll cool, schreit wenig, nach 4 Tagen lacht sie bereits und füllt ihre Windeln regelmäßig bis zur Gänze.

„Nehmet Euch in Acht, Ihr Männer!“ Ich werde sie lehren, nicht auf Eure öden Anmachen und Angebereien hereinzufallen, denn habe sie alle kennengelernt (und benutzt)!

Jetzt hocke ich das Wochenende in Cuzco und akklimatisiere auf 3400 Meter Höhe, die Luft ist dünn, der Atem schnell. Nächsten Mittwoch ist der Plan, den Vulkan Misti zu erklimmen, der fast 6000m hoch ist. Das war mal der Anfang. Mehr folgt…

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