Lumpi irgendwo in Lateinamerika

ja

Dienstag, 17. Januar 2012

Zwischen den Welten...

im Luxus - hinter mir...ein Kasten
Inzwischen habe ich in einer urbanizacion ein Zimmer gefunden. Ich habe jetzt Warmwasser zu jeder Zeit, ein eigenes und sauberes Bad  (inklusive Klopapier!) und einen Fernseher. Ich lebe den absoluten Luxus!
Ausser, dass ich mich nicht mehr rasieren kann, da auf Reisen alle Geräte den Geist aufgeben. Heute wollte ich einen neuen Rasierer kaufen. Das stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht. Ich finde einen Rasierer, dieser wird aber nur in Kombination mit einem Wasserkocher(!) verkauft. Die Marketing-Strategie dahinter ist mir schleierhaft. Es war nicht möglich, dieses Superangebot zu teilen. Da ich wirklich wenig Verwendung auf meinen Reisen für einen Wasserkocher habe, entscheide ich mich für einen Vollbart (oder Schnauzbart).

Wie schaut mein Tag da aus?
Jeden Morgen gehe ich zur Hauptstrasse, wo mich Abgase betäuben, um dann mit einem überfüllten, beschallten Collectivo 50 Min nach Socabaya zu fahren.
Socabaya, ein ästhetischer Alptraum am Rande Arequipas: Keine asphaltierten Strassen voller Dreck, kaum ein Haus ist fertiggebaut und auf den Strassen regieren die Hunde. Ich hab mich schon ein bissl gewundert, warum es keine Menschen auf der Strasse gibt. Es ist ratsam, auf der Hauptsandstrasse zu bleiben, da Hunderudel in den Nebengassen einen angreifen. Vorteile der Sandstrasse, man hat immer Steine zur Verteidigung dabei, die man auch öfter verwenden muss, damit sie einen in Ruhe lassen.

Gegängnis - Haupteingang
Ich erzähle heute in einer peruanischen Partie, wo ich so arbeite und sie sagen mir ganz bestürzt, dass Socabaya das gefährlichste Viertel der Stadt sei, wo man sich so gut wie gar nicht auf der Strasse aufhalten sollte.
Gut, dass ich heute mit der Kamera herumgelaufen bin, in einem menschenleeren Park zu mittag gegessen habe und nachher die freie Zeit noch zu einem entspannten Spaziergang genutzt habe. Mir ist es eh schon ein bissl komisch vorgekommen, dass die einzigen Typen, die ich gesehen habe, um 1 Uhr Mittags völlig besoffen waren und mich verdächtig freundlich gegrüßt haben.
liebevoll gestaltete Fußgängerzone
Naja, aber ich renne inzwischen eh nur mehr mit Plastiksackerl herum, wo meine immer spärlicher werdenden Wertsachen drin sind.

Kurzbeschreibung: Mein Arbeitsanfang letzten Montag:
Ein Busserl von der Direktorin, ein Busserl von der Psychologin zur Begrüßung und 2 Min später hatte ich schon meinen Schreibtisch inklusive verurteilter Mörderin vor mir. Nicht ganz klar, wie die Zielsetzung ist, habe ich improvisiert und gleich 7 Klientinnen am 1. Tag gehabt.
Nur ein paar wenige Sätze zu meiner Tätigkeit, da das sonst die lustige Blogstimmung trüben würde. Ein Meer aus Schicksalsschlägen, Tränen, Leid, aber auch Hoffnung. Psychologie und Gott sind hier verflochtene, nicht voneinander zu trennende Themen. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit ist stark spürbar!

Gefängnismauern mit Misti im Hintergrund


PERUTIPP vom Lumpi:
Ein ziemlich regelfreier Raum: Man kann sich auf nix verlassen, dafür eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.
Ich hab hier einmal ein paar Ängste gesammelt, die man hier eher nicht haben sollte:
- Berührungsängste
- Angst vor Kontrollverlust
- Klaustrophobie
- Demophobie
- Gephyrophobie
- Halitophobie
- Nomophobie
-
Ochlophobie
- Xenophobie
-
Paraskavedekatriaphobie
- Soziale Phobien

Das Video ist fad, aber ich hab es schon hochgeladen, deswegen hier:

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